Hochschulwahl Juni 2022: Im Grunde alle einig? Bericht und Kommentar.

Laut dem Paritätischen Wohlfahrtsverband befinden sich 30 Prozent der Studenten unterhalb der Armutsgrenze. Entsprechend wichtig war das Thema in der Färberei bei den Podiumsdiskussionen von Senat und Studierendenparlament (StuPa) am 08.06.2022 anlässlich der Hochschulwahlen zum Sommersemester.

Neben Fragen über gerechte Finanzierung des Studierens, Transparenz und interne Streitigkeiten über die Ähnlichkeit zu den zugehörigen Landes- und Bundesparteien sowie dem Vorwurf, eine kürzliche Inkarnation einer Liste hätte sich undemokratisch durch einen Vertreter der sogenannten “Hufeisentheorie” in den eigenen Reihen verhalten, zeigten die Diskussionen vor allem: Die Listen unterscheiden sich voneinander allenfalls durch die Intensität bei der Forderung und Umsetzung der im Grunde gleichen Bereiche. Klar werden die auch nach der jeweiligen Färbung (ideologisch?) ausgelegt.

Die Einigkeit und nur bedingte politische Pluralität spiegelt sich – einmal mehr – selbst Stand 1.7. in der Wahlbeteiligung von unter fünf Prozent. Ein Instagram-Post spottete, eine Wahlteilnahme ergebe wenig Sinn, wenn eigentlich nur links und grün im politischen Farbkasten verfügbar seien, wo schließlich regelmäßig nach bunter Vielfalt verlangt wird.

Zur transparenten Hochschule äußerte sich bei der Veranstaltung nur der Marxistische Studentenbund nennenswert, der explizit das Campusradio wie den Arbeitskreis Medien als Möglichkeiten einer zugänglichen Hochschulöffentlichkeit nannte. Somit könnte die hochschulpolitische Arbeit vielen Studentinnen und Studenten überhaupt erst sichtbar gemacht werden.

In einem Beitrag vom 11.06. zeigte sich das Campusradio auf seiner Instagram-Präsenz enttäuscht, dass sich auf die Anfrage zu einer Hochschulwahl-Sendung an die StuPa-Parteien überhaupt nur eine Liste den Fragen stellen wollte. Dem AK Medien, der eigentlich die Hochschulwahl mit aktuellen Posts begleitet, erging es zu seiner Wahlausgabe nicht viel anders. Eine Anfrage an die Listen blieb unbeantwortet.

Thematisch ging es vor allem um sichere Arbeitsplätze an der Universität, was die Liste Links-Grün mit einer eher aus Arbeiterfamilien stammenden Mehrheit der Studentenschaft begründete. Die Gruppe zur Verbesserung der Studienbedingungen plädierte für eine Erhöhung des Mindestlohns auf 13 Euro. Das läge einen Euro über dem neuen Mindestlohn von 12 Euro, der auf Bundesebene beschlossen wurde. Die linksgrüne Liste machte sich besonders für Geschlechterparität in den Gremien stark sowie für eine stärkere Mitbestimmung von Studierenden. So stünden derzeit drei Vertreter der Studentenschaft neun Professorinnen und Professoren gegenüber.

Die Marxisten wiesen auf den miserablen Stand der Hilfskräfte nach der Coronazwangspause hin und betrachteten die Uni als Unternehmen als gescheitert. Die Zukunft soll Arbeitskampf und (Selbst)-Organisation in Gewerkschaften bereithalten. Auch sah der Sprecher der Gruppe die Lockdowns und ihre Bedingungen klar als in solchen Kämpfen abzuwendenden Schaden für die mentale Gesundheit der Studis an.

Die Präsenzuni wurde durchweg als erhaltenswert angesehen und im Wesentlichen herrschte Einigkeit unter den Listen, dass die Digitalisierung nur das angestrebte Miteinander zwischen Dozenten und Studenten mit besserer Kommunikation und besonders Speicherung von Vorlesungen erleichtern und verbessern solle. Keineswegs könne die digitale Uni das gemeinsame Interagieren und Lernen vor Ort ablösen.

Auch einig war man sich, dass das Studienwerk dringlich Unterstützung des Lands Hessen benötige, um den steigenden Preisen für Wohnung und Essen entgegenzuwirken, nachdem zunächst dessen Arbeit kritisch beäugt wurde. Angeführt wurde auch die aktuelle Ukrainekrise, die anhaltend für explodierende Kosten von Nahrung und Ressourcen sorgt. Für Unmut sorgte, dass erst hundert Milliarden Euro auf Bundesebene in Aufrüstung geflossen war – ein Betrag, der in Bildung und ein finanzierbares Studium bzw. Studentenleben gewiss zukunftstauglicher investiert wäre!

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