Interview mit Johanna Dangloff, Juso-Hochschulgruppe Kassel und Witzenhausen

Johanna Dangloff posiert vor der Zentralmensa am Campus Holländischer Platz (Foto: Paul Bröker)
Johanna Dangloff posiert vor der Zentralmensa am Campus Holländischer Platz (Foto: Paul Bröker)

Stell dich und deine Liste doch bitte mal den Lesern vor.

Wir sind die Juso-Hochschulgruppe Kassel und Witzenhausen und mein Name ist Johanna Dangloff und ich saß letztes Jahr schon im Senat für die Juso Hochschulgruppen. Wir sind die einzige Liste, die tatsächlich quotiert antritt.

Das heißt, auf Platz eins bei uns steht eine Frau, danach kommt ein Mann (Gabriel Weise) und es folgt wieder eine Frau (Antonia Bachmann) und dann folgt wieder ein Mann (Christian Ecke). Das ist bei den anderen Listen nicht der Fall. Beim SDS zum Beispiel stehen auf Platz 1 und 2 Männer, Frank Kistner ist alleine und daher ist in dieser Liste auch nur ein Mann vertreten.

Das spiegelt auch ganz gut unsere Politik wider, weil wir auf jeden Fall für Gleichstellung eintreten, auch gerade im Bereich feministische Arbeit, die mir persönlich sehr wichtig ist. Unabhängig davon treten wir für eine soziale und offene Hochschule ein. Das heißt, dass jede*r so studieren sollte, wie sie*er möchte, und die Möglichkeit für ein Studium bekommt, wie sie*er sich es wünscht.

Könntest du noch mal näher darauf eingehen, wer du bist und was du studierst?

Ich studiere Germanistik und Kunstwissenschaften hier an der Uni. Ich bin seit ungefähr zwei Jahren in der Hochschulpolitik aktiv und auch Mitglied im Bundesvorstand der Juso-Hochschulgruppen.

Ich würde sagen, dass politischer Aktivismus in meinem Leben viel Zeit einnimmt, aber ich versuche auch noch ein bisschen musikalisch was zu machen, ich lerne gerade ein Streichinstrument.

Wir waren ja eben praktisch schon bei euren Forderungen. Könntest du die Kernforderungen noch mal nennen und den Grund angeben, warum man euch wählen soll?

Wie gesagt treten wir für eine offene und soziale Hochschule ein und haben einen großen feministischen Anspruch an unsere Politik, was in der Umsetzung bedeutet, dass gerade Frauen in all unseren politischen Forderungen noch mal extra mitgedacht werden.

Um da konkret zu werden: Das momentane Semester fordert vielen Leuten sehr viel ab und Studierende müssen von Zuhause aus lernen. Das stellt viele, wenn es um die Prüfungen geht, vor eine große Herausforderung. Und deswegen haben wir uns für die Freiversuchsregelung eingesetzt.

Wenn es um die Prüfungen geht, denken wir aber noch weiter: Prüfungsformen müssen frei wählbar sein. Wir wollen einen Versuchs-Pool, das heißt, wenn man durch eine Prüfung durchfällt, dass man dann auf einen Pool an Prüfungsversuchen zurückgreifen kann und nicht immer nur die drei Versuche hat, beziehungsweise einmal im Studium noch den Viertversuch.

Natürlich sind auch gute Arbeitsbedingungen für studentische Hilfskräfte ein Kern unserer Forderungen. Die werden immer noch als Sachmittel aufgeführt im Haushaltsplan der Universität. Wir fordern als Juso-Hochschulgruppe, dass es endlich einen Tarifvertrag für studentische Beschäftigte gibt. Das ist nichts, was man direkt über den Senat erreichen kann, aber der Senat kann sich dafür aussprechen und das Präsidium kann sich dann mit den anderen Universitäten zusammentun und die Forderungen nach einem Tarifvertrag unterstützen.

Dann ist da noch die Sache mit der Personalvertretung. Studentische Hilfskräfte haben keine Personalvertretung. Aber das sind Arbeitnehmer*innen, die gehört werden müssen und die eine eigene Vertretung verdient haben, weil sie sehr wichtige Arbeit leisten.

Ansonsten sollte man uns wählen, weil wir eine Hochschulgruppe sind, die sich immer offen dafür zeigt, von außenstehenden Personen angesprochen zu werden. Das ist jetzt zwei-dreimal passiert und das nehmen wir auch sehr ernst und das nehmen wir auch mit. Uns ist es wichtig, dass Dinge an uns herangetragen werden, weil wir nicht alle Fachbereiche abdecken können. Es ist immer gut, wenn sich Leute an uns wenden. Dafür haben wir immer ein offenes Ohr.

Könntest du für die Leute, die sich überhaupt nicht mit der Hochschulpolitik auskennen, erläutern, was die studentischen Vertreter*innen im Senat bewirken können?

Der Senat ist das höchste beschlussfähige Organ der Universität. Es ist leider so, dass das Gremium immer noch so besetzt ist, dass es neun Professor*innen gibt, fünf Personen aus dem Mittelbau und nur drei studentische Vertreter*innen.

Das heißt, wir sind selbst mit dem Mittelbau immer noch in der Minderheit. Und dadurch fällt es uns unheimlich schwer, Dinge zu fordern, wenn nicht auch viele Leute gewählt haben und wir eine Legitimation haben.

Denn wenn wir  eine Wahlbeteiligung von zum Beispiel sieben Prozent haben, werden wir dort nicht so ernst genommen, wie wenn wir eine Wahlbeteiligung von neunzig Prozent hätten. Es ist daher wichtig, dass alle wählen gehen.

Einbringen können wir uns bei allen studirelevanten Themen, zum Beispiel bei Modulprüfungsordnungen, über deren Änderungen beraten und abgestimmt wird. Oder zum Beispiel den SDG-Prozess, der momentan an der Uni stattfindet. Das steht für Sustainable Development Goals.

Da wird ein neuer Fachbereich beziehungsweise ein neues Institut gegründet, der zur Profilbildung der Uni Kassel beitragen soll. Da kann man sich auf jeden Fall immer einbringen. Zum Beispiel wurde da auch von uns kritisiert, dass dieser ganze kapitalismuskritische Teil gestrichen werden sollte aus dem Lehrplan. Dagegen haben wir uns stark gemacht.

Das sind die Sachen, für die wir uns einsetzen können. Zum Beispiel haben wir auch die Freiversuchsregelung auf Anstoß der studentischen Vertreter*innen in Angriff genommen und können auf jeden Fall eine starke Stimme für die Studierenden sein und uns für bessere Studienbedingungen einsetzen.

Wir haben jetzt Freitag (26. Juni 2020) und es sind nicht mehr viele Tage, an denen man wählen kann. Die Wahlbeteiligung liegt bislang bei weniger als sieben Prozent. Kannst du dir erklären, woran das liegt und wie man das verbessern könnte?

Die Wahlbeteiligung ist dieses Jahr besonders niedrig. Sie liegt sonst auch immer bei 13 Prozent. Ich glaube, dass die Umstellung auf die Online-Wahl nicht gut kommuniziert wurde.

Wir waren auch gegen die Einführung der Online-Wahl, aber das war dann eine Universitätsentscheidung für den Senat. Das Problem dabei ist, dass die Universität dafür aber keine Aufmerksamkeit geschaffen hat.

Wir haben, so gut es ging, versucht, am Anfang dafür Werbung zu machen, dass die Wahl stattfindet, und machen natürlich immer noch Werbung dafür. Man muss aber auch ganz klar sagen, ich glaube da können wir uns alle an die Nase packen – egal ob es beim StuPa oder beim Senat ist –, wir müssen auf jeden Fall mehr Öffentlichkeitsarbeit machen für das machen, was wir tun.

Wir können hier nicht einfach unser Süppchen kochen und dann erwarten, dass die Leute uns wählen, sondern es ist auch superwichtig, dass wir sehr viel präsenter sind auf dem Campus, auch außerhalb der Wahlen. Das ist etwas, das wir uns vorgenommen haben: dass wir einfach bessere Ansprechpartner*innen sein können.

Danke für das Gespräch!

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